Eine Bratsche ist ja schon schlimm genug! Aber gleich vier? Muss das denn sein??

In der Geschichte der Instrumentalmusik ist die Bratsche bedauerlicherweise immer wieder Zielscheibe von Spott und Hohn geworden. Ganze Bücher und Internetseiten sind mit Bratschenwitzen gefüllt, die sich über Spiel, Wesen und Situation des Bratschisten lustig machen.

Zu Unrecht – so befanden vor einigen Jahren vier Bratschisten aus renommierten Orchestern. Nicht als Zeichen von Humorlosigkeit ist es zu sehen, dass sie sich zum Quartett „Viola4You“ zusammen schlossen, sondern als Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Befreit von dem Ballast der Celli, Bässe oder gar Geigen (von Bläsern und Schlagzeug ganz zu schweigen!) treten sie bestens gelaunt den Beweis an, dass man zum Musik machen gar nicht mehr als Bratsche braucht. Die Bratschisten Christian Fischer, Thomas Plümacher und Martin Wandel sind Mitglieder des Beethoven Orchesters Bonn, Kai Stowasser ist Musiker im WDR-Sinfonieorchester Köln.

Inzwischen kann das Quartett auf zahlreiche Konzerterfolge – u. a. in Schwerin, Bonn und Zickhusen – zurückblicken. 2004 war das Ensemble im Rahmen des Endenicher Herbstes in der Trinitatis-Kirche zu hören.Unbestrittener Höhepunkt waren zwei Konzerte im Jahr 2005 in Japan an außergewöhnlichen Orten vor enthusiastischem Publikum. Die große Deutschland-Tournee Pfingsten 2009 war mit Konzerten in Bonn-Endenich und Rösrath sehr erfolgreich. Im Juni 2011 sowie ein Jahr später im Juni 2012 führten die vier Musiker wundervolle Tourneen mit jeweils drei Konzerten nach Mecklenburg-Vorpommern.

Dem größten Problem in dieser Besetzung, nämlich dem eingeschränkten Repertoire, treten die vier Musiker mit Spürsinn, Kreativität und Eigenarbeit entgegen, so dass sich bereits eine breite Palette von der Renaissancemusik bis zu zeitgenössischen Werken ergeben hat. Neben Werken bekannter Komponisten werden auch selten gespielte Kostbarkeiten hervorgebracht, wie z. B. die großartige Sonate für Viola zu vier Händen von P.D.Q. Bach, einem der unbekannteren Söhne des großen Joh. Seb. Bach.

In jüngster Zeit arbeiten die vier Musiker daran, ihr Repertoire durch exotisches Instrumentarium zu erweitern. Kai Stowasser hat mit der E-Bratsche die Fans der hardrock-Musik begeistert, während Christian Fischer mit seiner Viola d'Amore die Herzen der Alte-Musik-Freunde erobert. Im Juni 2012 fand die Welturaufführung von Corellis "La Follia" in der Fassung für Viola d'Amore und drei Bratschen in Groß-Trebbow (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Dieses Arrangement wurde exklusiv für Viola4You von dem Bonner Cellisten und Arrangeur Matthias Kaufmann erstellt.

Ein weiteres Novum ist die Erweiterung des Ensembles durch artfremde Musiker: Als kongeniale Bereicherung wirkte der Bonner Cellist Markus Fassbender erstmals im Programm der Mecklenburg-Vorpommern-Tournee 2012 mit, u. a. in den "Lacrimae" von Dowland, der "Cassatio" von Wranitzky und dem Trio G-Dur von Hummel.